Die jährliche Gebotssaison der Seefrachtverträge ist für Verlader eine äußerst bedeutende Zeit. Es geht um intensive Verhandlungen und strategische Planung. Angesichts schwankender Marktpreise, wechselnder Strategien der Frachtführer und steigender gesetzlicher Auflagen kann es entmutigend werden, sich in diesem komplexen Umfeld zurechtzufinden.
Dieser Leitfaden vermittelt den Verladern wichtige Strategien zur Vorbereitung und zum erfolgreichen Abschluss von Vertragsverhandlungen - und das jedes Jahr aufs Neue.
Die Seefrachtvertragssaison ist ein kritischer Zeitraum für Verlader, in dem Frachtführer und Spediteure Jahresverträge für den Seefrachtverkehr aushandeln. In der Regel ist dies im ersten Quartal eines jeden Jahres der Fall, wobei sich die Hauptverhandlungstätigkeit auf die Monate März und April konzentriert. In dieser Zeit prüfen Verlader und Spediteure die Marktbedingungen, erörtern Tarifstrukturen und schließen Dienstleistungsverträge ab.
Die Gebotssaison ist für Verlader von größter Bedeutung, denn sie wirkt sich direkt auf die Kosten ihrer Lieferkette und die Wirtschaftlichkeit aus. Durch die Sicherung günstiger Kontrakte können sie das Risiko schwankender Spotraten mindern, ein verlässliches Leistungsniveau gewährleisten und ihre Logistikstrategien allgemein optimieren. Erfolgreiche Verhandlungen und strategische Planung sind in diesem Zeitraum von entscheidender Bedeutung, wenn man auf dem Weltmarkt einen Wettbewerbsvorteil erzielen will.
Die Komplexitäten der Gebotssaison im Seeverkehr lassen sich nur bewältigen, wenn Sie Ihr besonderes Beförderungsprofil genau kennen. Berücksichtigen Sie die folgenden Faktoren:
Ermitteln Sie, wie viel und wie oft Ihr Unternehmen versenden muss. Daraus können Sie potenzielle Größenvorteile erkennen und günstigere Tarife aushandeln.
Informieren Sie sich über die befahrenen Handelsrouten und machen Sie sich mit deren Besonderheiten vertraut - von der Marktdynamik über den Wettbewerb der Frachtführer bis hin zur Überlastung der Häfen. So können Sie Ihre Verhandlungsstrategie auf die jeweilige Handelsroute abstimmen.
Auch die Art der Transportgüter kann sich auf Ihre Vertragskonditionen auswirken. Der Transport von verderblichen Waren, Gefahrgut, übergroßen Gütern und sonstigen Waren, die besondere Behandlung erfordern, kann zusätzliche Versicherungskosten und Hafengebühren nach sich ziehen. Wenn Sie die besonderen Erfordernisse Ihrer Fracht kennen, können Sie das am besten geeignete Transportunternehmen und den besten Service auswählen und dabei Ihr Budget im Auge behalten.
Damit Ihre Tarife wettbewerbsfähig bleiben, sollten Sie eine Marktanalyse Ihrer ausgehandelten Tarife im Vergleich zu den marktüblichen Seefrachtsätzen durchführen. Eine erfolgreiche Analyse kombiniert Echtzeitdaten, bisherige Trends und Wettbewerbsdaten, damit Sie sachkundige Entscheidungen treffen können.
Betrachten Sie die Kursentwicklung in der Vergangenheit, damit Sie sich ein Bild von jahreszeitlichen Schwankungen, konjunkturellen Mustern und der langfristigen Marktdynamik machen können.
Bleiben Sie über aktuelle Markttrends auf dem Laufenden und verfolgen Sie Seefrachtkurse in Echtzeit. Nutzen Sie zuverlässige Datenquellen und Instrumente für Einblicke in schwankende Raten, Kapazitätsangebot und Preisstrategien der Frachtführer.
Vergleichen Sie Ihre ausgehandelten Tarife mit den marktüblichen Sätzen und beurteilen Sie deren Wettbewerbsfähigkeit anhand der Echtzeitdaten. Ermitteln Sie Bereiche, in denen Sie vielleicht noch bessere Konditionen aushandeln können.
Informieren Sie sich, wenn möglich, über die Tarife und Strategien Ihrer Mitbewerber. Diese Informationen können Ihnen wertvolle Einblicke in die Branchenstandards geben, damit Sie sich bei den Verhandlungen besser profilieren können.
Die Konditionen Ihres Seefrachtvertrags sind ausschlaggebend für Ihre Gesamtversandkosten und die Güte Ihrer Dienstleistungen. Achten Sie bei der Aushandlung Ihres Vertrags auf die folgenden Faktoren, damit Ihre Interessen gewahrt bleiben und Sie einen Vertrag erhalten, der Ihren geschäftlichen Zielen gerecht wird.
Kurzfristige Verträge bieten mehr Flexibilität und die Möglichkeit, die Tarife häufiger anzugleichen. Sie können aber auch besonders in der Hochsaison zu unbeständigen Leistungen führen. Langfristige Verträge sind weiter verbreitet und bieten größere Stabilität sowie in Zeiten hoher Nachfrage potenzielle Kostenvorteile. Allerdings kann es schwierig werden, sie in Zeiten schwankender Preise aufrechtzuerhalten.
Formulieren Sie die Erwartungen an den Service klar und deutlich, zum Beispiel in Bezug auf Laufzeiten, Materialverfügbarkeit und Frachtabfertigung. Berücksichtigen Sie spezifische Leistungskennzahlen und Strafen bei Nichteinhaltung, damit die Verantwortlichkeit der Frachtführer gewährleistet ist.
Ziehen Sie Verlängerungsoptionen in Betracht und verhandeln Sie flexible Bedingungen, damit Sie Ihren Vertrag an veränderte Marktbedingungen anpassen können.
Zum Schutz Ihrer Transporte und zur Minimierung potenzieller Verluste ist es unerlässlich, dass Sie bereits bei der Angebotserstellung zuverlässige Maßnahmen zur Risikominderung ergreifen.
Entwickeln Sie umfassende Notfallpläne, mit denen Sie auf potenzielle Marktstörungen wie Streiks, Hafenüberlastungen, Naturkatastrophen oder geopolitische Ereignisse reagieren können. Ermitteln Sie alternative Transportwege, Frachtführer und Lagerhaltungsmöglichkeiten, damit Ihre Lieferkette widerstandsfähig bleibt.
Investieren Sie in eine umfassende Frachtversicherung, damit der Wert Ihrer Güter besser vor Verlust, Beschädigung und Diebstahl geschützt ist. Decken Sie den Wert Ihrer Güter angemessen ab und schließen Sie entsprechende Ausschlüsse und Beschränkungen ein. Nehmen Sie Klauseln über höhere Gewalt in Ihre Verträge auf, damit Risiko und Haftung im Falle unvorhergesehener und unvermeidbarer Umstände, auf die Sie keinen Einfluss haben, verteilt werden können.
Halten Sie sich über die internationalen Schifffahrtsvorschriften auf dem Laufenden: hierzu gehören das Internationale Übereinkommen zum Schutz des menschlichen Lebens auf See (SOLAS), ein Seevertrag, der die Mindestsicherheitsstandards für Handelsschiffe festlegt, der IMDG-Code, der den Umgang mit gefährlichen Gütern regelt, und die Incoterms®, die Regeln für Handelsklauseln und -bedingungen.
Bereiten Sie sich nach Abschluss der oben genannten Schritte auf die Verhandlungen vor. Effektives Verhandeln ist für den Abschluss günstiger Seefrachtverträge von entscheidender Bedeutung.
Die klassische Vertragssaison dauert von März bis April, die Planung kann jedoch bereits im Januar beginnen. Planen Sie Ihre Vertragsverhandlungen lange im Voraus, vor allem bei verderblichen Gütern, die mindestens vier bis sechs Monate vor der kommenden Saison verhandelt werden sollten. So können Sie sich Kapazitäten sichern und optimale Preise aushandeln.
Setzen Sie Ihr Frachtvolumen ein, wenn Sie bessere Tarife und Bedingungen aushandeln wollen. Höhere Volumina können zu erheblichen Rabatten und bevorzugtem Service führen.
Ein 3PL kann durch Konsolidierung der Sendungen eine bessere Verhandlungsposition erzielen. Dank ihrer guten Beziehungen zu Frachtführern und ihrer Branchenkenntnis können 3PLs günstigere Tarife und Vertragsbedingungen durchsetzen, selbst wenn sich die Marktbedingungen ändern.
Der Preis ist zwar wichtig, doch Servicequalität, Zuverlässigkeit und pünktliche Lieferung sollten im Vordergrund stehen. Vielleicht müssen Sie ein wenig nachgeben, um ein wenig zu bekommen. Schließlich kann ein etwas höherer Preis gerechtfertigt sein, wenn dadurch gewährleistet ist, dass Ihre Fracht ihr Ziel pünktlich erreicht.
Frachtführer und 3PLs verdienen Vertrauen, Transparenz und gegenseitigen Respekt. Gute Beziehungen auf der Grundlage klarer Kommunikation können zu bevorzugtem Service, flexiblen Problemlösungen und langfristigen Kostensenkungen führen.
Da sich die Seefrachtbranche ständig weiterentwickelt, ist bei der Vertragsverwaltung ein proaktiver Ansatz unerlässlich. Behalten Sie das ganze Jahr über Markttrends, die Leistung der Frachtführer und Änderungen der Gesetzeslage genau im Auge, damit Sie sicher sein können, dass die Vorgaben eingehalten werden. Die Marktbedingungen können sich zügig ändern. Falls es Ihre Konditionen zulassen, sollten Sie deren Neuverhandlung in Erwägung ziehen, damit sie der veränderten Marktdynamik gerecht werden.
Übersehen Sie nicht, dass erfolgreiche Vertragsverhandlungen Synergien zwischen Preis, Qualität und Risiko erfordern. Wenn Sie über die richtigen Daten verfügen und stets gut informiert sind, können Sie Seefrachtverträge abschließen, die allen Ihren Ansprüchen besser gerecht werden.
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